20 Jahre Internationaler Musikaustausch
Beitrag zur Festschrift 2014 von Bernd Wolf
Ein weiteres Jubiläum ist in diesem Jahr das zwanzigjährige ununterbrochene Bestehen eines deutsch-englischen Musikaustausches!
Kurz zur Historie:
Als 1992 Musikschüler von mir von ihrem ROTA-Aufenthalt aus Lincoln zurückkamen und von dem Music Workshop und insbesondere von dessen Leiter Mr Edward Korolyk berichteten, wurde ich hellhörig, vermutete ich doch in ihm einen Verwandten im Geiste. Diese Einschätzung bestätigte sich nach der Kontaktaufnahme und führte 1994 zu einem ersten Besuch von Waldstraßenmusikern in Lincoln und schließlich zu der langjährigen Zusammenarbeit mit jährlichen Besuchen und Gegenbesuchen, deren Wert man rückblickend nicht hoch genug einschätzen kann. Denn Musik ist fürwahr eine „lingua franca“, und da es kaum etwas Kooperativeres gibt als gemeinsames Musizieren, bietet die Musik eine ideale Voraussetzung für eine Begegnung über Grenzen hinweg. Dabei werden neben den rein musikalischen auch die sozialen, sprachlichen und interkulturellen Aspekte wie selbstverständlich mit bedient (zumal der Austausch von Anfang an auf Gegenseitigkeit beruhte mit der Unterbringung der Teilnehmer in Gastfamilien). Und so kamen wir auch schnell darauf, dass wir uns nicht nur gegenseitig besuchen, sondern wirklich gemeinsam musizieren sollten. Die “United All Stars“ waren das Ergebnis (auch wenn dieser Name erst später kam). 1998-2000 kamen dann die Amerikaner aus Canton in Pennsylvania hinzu, die zuvor mit Lincoln ebenfalls bilateral verbunden waren, und es entstand das “Magic Triangle“ mit Musikern dreier Schulen – der Lincoln Christ’s Hospital School, der Canton High School und des Gymnasiums Waldstraße. Nach dreimaligem Zusammentreffen – in Lincoln, dann in USA und erneut in Lincoln – zogen sich die Amerikaner leider zurück, bevor es zu dem als Nächstes geplanten Treffen in Hattingen kam.
Da sich etwas später abzeichnete, dass Ed Korolyk nicht mehr allzu lange im Dienst sein würde, fügte es sich glücklich, dass mir bei gemeinsamen Freunden in Hattingen Rüdiger Götschel begegnete, ein aus Bayreuth stammender Lehrer, der an der Bishop Vesey’s Grammar School in Sutton Coldfield die Fächer Deutsch und Französisch unterrichtet. Dieser war als wahrer Europäer und Musikfreund gleich entflammt von der Idee eines solchen Music Exchange und begeisterte nach seiner Rückkehr auf die Insel den Musiklehrer seiner Schule, Mark Horner, für diese Idee. Wir mussten im Sinne einer Kontinuität gleich zugreifen, und so entstand die kuriose Situation, dass wir im ersten Jahr des Austausches mit der Bishop Vesey’s Grammar School zwei Musikaustausche parallel laufen hatten! Aus meiner persönlichen Sicht erwies sich die Zusammenarbeit mit Mark Horner als ebenso angenehm und fruchtbar wie zuvor die mit Ed Korolyk, und so war ich auch nur ein klein wenig traurig, als beim Wechsel von Mark nach Norfolk seine Nachfolgerin andere Pläne hatte und Mark daraufhin den Austausch kurzerhand mit nach Wymondham nahm, wo man uns mit offenen Armen empfing. (Der freundschaftliche Draht zu “Rudi the Roadie” Gotschel – so war er in Bandkreisen bekannt – der auch mit der Sutton Coldfield Gruppe nach Hattingen gekommen war, besteht aber natürlich weiterhin!) Aus “Wal(l)d Street Wolfgang and the Funky Bishops” wurden nun “Wa(l)d Street Wolfgang and the Wymondham Wonders“ und sind es bis heute!
Die allermeisten Teilnehmer am Musikaustausch zehren auch nach Jahren von den Eindrücken, und zu allen Zeiten des Austausches sind unter den Beteiligten dauerhafte Verbindungen und Freundschaften über Grenzen hinweg entstanden. Das geht auch aus dem sehr dankenswerten Beitrag von Leif-Sören Buda hervor, der aus der Sicht eines ehemaligen Schülers seine musikalischen Waldstraßen-Erinnerungen schildert.
Meinen mir in Freundschaft verbundenen Kollegen Ed Korolyk und Mark Horner danke ich für tolle gemeinsame Jahre. Sie beide, und auch der ehemalige Schulleiter der Canton High School in Pennsylvania, William Krause, waren auf meine vorsichtige Anfrage hin sofort bereit, einen Beitrag zu unserer Festschrift beizusteuern. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich bei ihnen allen. Dank auch an meinen Kollegen Johannes Schalück für seine nun auch schon ein paar Jahre währende tatkräftige und moralische Unterstützung. Und zu guter Letzt: Dank an die Eltern, die durch ihre Bereitschaft, Austauschgäste bei sich aufzunehmen und zu betreuen, die Voraussetzung für das Projekt ja erst schaffen.
Da die Kollegen aus England und USA wie auch Leif in ihren Beiträgen so anschaulich Details der zahlreichen Besuche und Gegenbesuche schildern, will ich es damit bewenden lassen und auf ihre Schilderungen verweisen sowie auch auf zwei e-Mails von Elternseite, die Mark Horner im vergangenen Jahr nach Abschluss des Austausches erhielt.
“If music be the food of love, play on!” (Shakespeare, Twelfth Night)
Bernd Wolf