Streitschlichtung am Gymnasium Waldstraße

1. Aktueller Stand

Seit dem Schuljahr 2024/25 wird die Streitschlichtung an unserer Schule von Frau Siganakis, Frau Danschewitz und Frau Wrede als Team betreut.  

Aktuell sind 15 Schülerinnen der Jahrgangsstufe 10 als Streitschlichterinnen tätig und unterstützen vor allem bei Konflikten in der Erprobungsstufe. In den Pausenzeiten (erste große Pause: 9:10–9:30 Uhr, zweite große Pause: 11:05–11:20 Uhr) stehen jeweils zwei von ihnen im Streitschlichtungsraum (A 102) zur Verfügung.

Die Ausbildung der neuen StreitschlichterInnen findet in einer kompakten und gewinnbringenden 1,5-tägigen Schulung statt, welche jedes Schuljahr im September durchgeführt wird, sodass die neuen StreitschlichterInnen nach den Herbstferien ihren Dienst antreten können.  

2. Was steckt dahinter?

Mediation, auch Streitschlichtung genannt, ist ein Verfahren zur Konfliktlösung, das auf einem positiven Verständnis von Konflikten beruht. Im Fokus steht, wie Konflikte konstruktiv bearbeitet werden, nicht ihre bloße Existenz. Streitschlichtung fördert eine Streitkultur, in der Schülerinnen und Schüler Verständigungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Toleranz entwickeln.

MediatorInnen helfen als neutrale Dritte, Konflikte zu lösen. Wichtig ist, dass die Beteiligten freiwillig eine Lösung suchen und den Schlichtungsraum aufsuchen. Die Lösung wird dabei nicht vorgegeben, sondern von den Streitenden selbst im Gespräch mit den MediatorInnen erarbeitet, sodass alle Beteiligten als GewinnerInnen hervorgehen.

3. Warum gibt es die Streitschlichtung bei uns?

3.1 Die Schule ist Teil der Gesellschaft – sie bildet auch deren Probleme ab!

Die Schule spiegelt die Gesellschaft mit ihren Problemen wider. Wo Menschen zusammenleben, entstehen Konflikte – eine natürliche und oft produktive Begleiterscheinung menschlicher Unterschiede. Die entscheidende Frage ist, wie wir diese Konflikte wahrnehmen und lösen.

Die Schule, insbesondere an der Waldstraße, muss sich mit Konflikten und deren Folgen auseinandersetzen und dabei zwischen externen und schulinternen Ursachen unterscheiden. Untersuchungen zeigen, dass viele Konfliktursachen, besonders Gewalt, oft außerhalb der Schule liegen, etwa in familiären Verhältnissen oder problematischen Cliquen.

Gleichzeitig prägt die Schule die persönliche Entwicklung stark und beeinflusst den sozialen Umgang. Neben physischer Gewalt spielt auch „stille Gewalt“ wie Ausgrenzung eine Rolle, die das Klima an der Schule beeinflusst.

3.2. Streitschlichtung als Chance –wir sind dabei!

An der Waldstraße sind Konflikte Teil des lebendigen Schulalltags, und sie können manchmal so weit gehen, dass sie den Unterricht beeinflussen oder Ärger bis nach Hause tragen. In zahlreichen Streitschlichtersitzungen haben wir erlebt, dass alle – LehrerInnen, StreitschlichterInnen und Streitende – profitieren, wenn sie sich auf den Prozess im Schlichtungsraum einlassen. Jede Situation ist neu, und die Lösungen werden gemeinsam erarbeitet.

Für die Streitenden eröffnet die Schlichtung neue Wege, um zukünftig besser mit Konflikten umzugehen. StreitschlichterInnen sammeln Erfahrung in der Mediation und lernen auch für eigene Konfliktsituationen.

Durch die Schlichtung entwickeln alle Beteiligten soziale Kompetenzen und Konfliktlösungsfähigkeiten, die ihnen auch außerhalb der Schule und im Berufsleben zugutekommen.  

4. Umsetzung der Streitschlichtung an unserer Schule

4.1 Ausbildung der Streitschlichter

Streit zu schlichten will gelernt sein. Das Streitschlichter-Programm befähigt SchülerInnen an weiterführenden Schulen, bei Konflikten unter MitschülerInnen zu vermitteln. Zu Beginn der Ausbildung ist es wichtig, Vertrauen und Verlässlichkeit aufzubauen und eine angenehme Atmosphäre im Streitschlichtungsraum zu schaffen.

Nach dem Kennenlernen beschäftigen wir uns intensiv mit verschiedenen Themen, deren Reihenfolge und Intensität je nach Gruppe variieren können:

  • Motivation
  • Bedürfnisse
  • Gewalt
  • Aggression
  • Streitschlichtung
  • Phasen der Schlichtung
  • Empathie
  • Umgang mit Gefühlen
  • Kommunikation
  • Schwierige Konflikte
  • Verantwortung
  • Geschlechtsspezifika
  • Grenzen der Schlichtung
  • Rollenspiele

Die Moderatorenausbildung erfolgt überwiegend im Rahmen kooperativen Lernens.

4.2 Ablauf einer Streitschlichtung

Jede Streitschlichtung ist individuell, da die Beteiligten variieren. Ein/e ausgebildete/r StreitschlichterIn hat in der Regel nur einmal pro Woche Dienst, begleitet jedoch auch Folgegespräche. Der Ablauf einer Schlichtung ist vorgegeben und umfasst folgende Schritte:

  • Einleitung: Vorstellung der Beteiligten und Bekanntgabe der Gesprächsregeln.
  • Sachverhalt klären: Darstellung der Sichtweisen der Konfliktparteien.
  • Lösungen suchen: Verständigung finden.
  • Vereinbarungen: Schriftliche Festhaltung der Lösungen.

4.3 Regeln während einer Streitschlichtung

Das Schlichtungsgespräch findet in einem vertrauensvollen Rahmen statt. Die Regeln sind:

  • Es ist keine Gerichtsverhandlung.
  • Keine Verurteilung.
  • Gemeinsam eine Lösung finden.
  • Neutralität der SchlichterInnen.
  • Vertraulichkeit aller Äußerungen.
  • Jeder darf seine Meinung äußern.
  • Gewalt führt zum Abbruch der Sitzung.
  • Schlichtung kann keine strafrechtlichen Konsequenzen verhindern.

4.4 Der Streitschlichtungsraum A 102

Damit Konfliktlösungen durch Schülerinnen und Schüler gelingen können, müssen Rahmenbedingungen bezüglich Ort und Zeit der Schlichtung geschaffen werden. Vor allem ist ein gut erreichbarer Raum vonnöten, der durch seine Gestaltung eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft und einen abschließbaren Schrank für die Schlichtungsvereinbarungen umfasst.

Unser Raum befindet sich im Erdgeschoss, direkt neben dem Sanitätsraum und ist unseres Erachtens gut für alle zu finden.

4.4 Der Streitschlichtungsraum A 102

Für erfolgreiche Konfliktlösungen müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. Unser Schlichtungsraum A102 im Erdgeschoss neben dem Sanitätsraum bietet eine vertrauensvolle Atmosphäre und einen abschließbaren Schrank für die Schlichtungsvereinbarungen. Er wurde als Wohlfühlraum für alle Beteiligten eingerichtet.

 

Marina Siganakis, Marta Danschewitz, Lena Wrede