Aktivitäten

Hier findet man Berichte über besondere Aktivitäten im und um den Deutschunterricht.

Kurzgeschichten EF

Leer

Die Tür öffnete sich. Das künstliche Licht erhellte den Raum. Hans-Peter Joachim Bernd nahm ein Pils aus dem Kühlschrank. Dann ging er zum Sessel zurück. Und dann ließ er sich hineinfallen. Dann nahm er sich die Fernbedienung. Und er drückte den An-Knopf. Der Fernseher blieb schwarz. Er drückte noch einmal. Der Fernseher blieb schwarz. Er versuchte es noch einmal. Der Fernseher blieb schwarz. Die Batterien waren leer. Er seufzte und legte die Fernbedienung beiseite. Und er ließ sich tiefer in den Sessel rutschen. Dann öffnete er sein Pils. Es zischte. Er saß im Sessel und dachte an nichts. Dachte an gar nichts. Dachte an nichts. Das Bier kühlte seine Hand. Er nahm einen Schluck. Die Kälte minderte seine trübe Stimmung. Heute war ein scheiß Tag. Die Arbeit war wie immer. Sein Vorgesetzter. Die Kollegen. Der Papierkram. Und dann war auch noch das Bier alle. Er wusste, dass er heute neues hätte kaufen müssen. Es war ihm egal. Egal. Es war ihm alles egal geworden. Die Flasche war mittlerweile halb leer. Er schwenkte die Flasche in seiner Hand. Er beobachtete den entstehenden Strudel. Für Sekunden. Für Minuten. Er nahm noch einen Schluck. Er sah auf die Uhr. Es war mittlerweile halb zehn. Jetzt noch die Batterien zu wechseln, lohnte sich nicht. Der „Tatort" war eh schon durch. Er nahm noch einen Schluck. Der Sessel seufzte. Er seufzte. Er blickte zurück. Auf den Kühlschrank. Er hatte noch nichts gegessen. Es war auch nichts im Haus. Er nahm den letzten Schluck. Er schluckte schwer. Dann seufzte er. Er raffte sich auf. Stützte sich am Sessel ab. Seine Beine waren eingeschlafen. Er stellte die Flasche zur Seite. Dann versuchte er, sich zu strecken. Sein Rücken knackte. Er brachte die leere Flasche in die Küche. Er stellte sie auf die Spüle. Mitten zwischen die Pizzakartons. Er seufzte. Guckte auf den Dachgiebel. Sehr stabil. Er ging zur Abstellkammer. Holte ein Seil. Dann ging er zurück in die Küche. Er machte einen Knoten. Zog ihn mehrmals fest. Dann nahm er sich einen Hocker. Er hatte ihn lange nicht mehr genutzt. Jetzt brauchte er ihn. Dann stieg er auf den Hocker. Dann legte er das Seil um den Dachgiebel. Dann befestigte er es. Dann legte er die Schlinge um seinen Hals. Er schloss die Augen. Hielt kurz inne. Und seufzte.

Es klingelte.

Julius Hanisch und Simon Lachnit (EF)

In den Sternen

Fast jeden Abend sah er hinauf zu den Sternen.

Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, nahm er sich kaum Zeit zum Essen oder zum Entspannen.

Meist holte er sich etwas auf dem Heimweg, was Kleines auf die Hand.

Das musste genügen.

Seine Frau hatte es sich abgewöhnt für ihn zu kochen, es lohnte sich einfach nicht. Sie hatte es sich auch abgewöhnt, ihm Vorwürfe zu machen, es lohnte sich einfach nicht! „Ich mache nichts Verbotenes, ich schmeiß das Geld nicht zum Fenster raus und ich betrüge dich nicht! Es geht uns doch gut“, sagte er. Naja, immerhin hatte die Frau Ruhe. Kam er nach Hause, dauerte es kaum eine halbe Stunde und er stieg die Treppe ins Dachgeschoss hoch. Dort hatte er sich am Fenster ein kleines  Teleskop aufgebaut und blickte in den Nachthimmel. Während er die Sterne beobachtete, sah seine Frau fern. Ironischerweise hatte er keine Ahnung von Astronomie, er kannte vielleicht zwei oder drei Sternbilder aus der Zeitung aber mehr auch nicht. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, sich das Wissen dafür anzueignen. Er beobachtete die Sterne, weil sie so weit weg waren und leuchteten. Dann bekam er Fernweh, er konnte diese Gefühle nicht beschreiben, aber irgendwie mochte er sie und irgendwie fand er sie auch schrecklich.

Er schaute stundenlang in den Himmel, oft schlief seine Frau auch schon. Sie dachte, es sei ein schönes Weihnachtsgeschenk gewesen, doch mittlerweile bereute sie es. Die Frau hatte sich auch ein neues Hobby zugelegt, sie ging jetzt zweimal die Woche ins Fitnessstudio, sie kam dann spät nach Hause doch nicht so spät, dass ihr Mann schon schlief.

Sie lebten in diesem Alltagstrott jeden Tag, jede Stunde, jede Minute.

Der Verkehr staute sich kilometerweit und so kam der Mann später nach Hause. Dieses Mal hatte er sich nichts zu essen geholt, doch seine Frau hatte gewohnheitsmäßig auch nicht gekocht. Sie saß auf dem Sofa und die Reisetasche stand neben ihr. Er zog seine Jacke aus und hängte sich wie jeden Abend an die Garderobe.

„Das ist heute kein guter Tag“, sagte er.

Sie antwortete nicht, sie wandte sich zu ihm.

„Ich verlasse dich“, sagte sie. „Ich habe auf dich gewartet, es hat keinen Sinn mehr!“

„Aber warum?“, fragte der Mann.

Die Frau ging an ihm vorbei und sagte: ,Das steht in den Sternen!“

Jil Bartrina y Manns (EF)

Vorlesewettbewerb 2016

Der Vorlesewettbewerb ist seit Jahren ein fester Termin in der Vorweihnachtszeit am Gymnasium Waldstraße. Am Mittwoch, den 14.12. 2016, war es wieder soweit: Die besten Vorleser, die im Vorfeld in der Jahrgangsstufe sechs ausgewählt wurden, trafen sich zum Vorleseduell in der Aula der Schule. Und auch dieses Mal ging es darum: Wer liest am besten vor?

Vier Schülerinnen und drei Schüler traten gegeneinander an. Sehr pointiert und mit guter, sinngemäßer Betonung las Lennart Hövel aus seinem Buch „Sam Hinkel und die Akademie für Ärger“ von T.R. Burns. Dabei störten den Sechstklässler weder die vielen Mitschüler, die in der Aula der Schule aufmerksam lauschten, noch die Jury, die am Wertungstisch saß und sich eifrig Notizen machte. Der Schüler der 6 c war einer von acht Schülerinnen und Schülern der vier sechsten Klassen, die sich als jeweilige Klassensieger dem Vorlesewettbewerb stellten. Lennart ging nach zwei Runden, mit einem geübten und einem fremden Text, als souveräner Sieger hervor. Die Jury – bestehend aus Schulleiter Rolf Tiemann und den Deutsch-lehrerinnen Denise Guddorf, Kirsten Käutner, Stefanie Kösters und Anja Sauer – hatte Lennart klar vorne gesehen. Er wird jetzt das Gymnasium Walstraße beim Vorlesewettbewerb in der nächsten Runde auf Kreisebene vertreten. „Ich bin sehr glücklich, gewonnen zu haben, ich habe auch viel geübt“, verriet der strahlende Sieger. Dafür wurde er neben einer Urkunde mit einem Büchergutschein belohnt. Im Vordergrund des Vorlesewettbewerbes, der seit 1959 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet wird, steht aber nicht der Wettkampfgedanke und das Gewinnen, sondern der Spaß und der freudige Umgang mit Büchern. Die vorlesenden Kinder sind alle ein positives Beispiel dafür, dass es sich lohnt ein Buch in die Hand zu nehmen.